Verschwundene elsässische Druckereien und Verlage
Die Wiege des Druckwesens und der typografischen Kunst seit der Renaissance, Strassburg hat die Geburtsstunde, das Aufblühen und auch das Verschwinden vieler Druckereien gesehen. Die « Imprimerie strasbourgeoise » ist nicht die unwichtigste von ihnen, da sie bereits seit mehr als drei Jahrhunderten im Geschäft tätig ist.
Gegründet 1675 von Frédéric Guillaume Schmuck (1638-1721), gebürtig aus Ribeauvillé, wurde sie schnell zu einer der wichtigsten der Stadt und erhielt insbesondere nach 1681 und dem Anschluss Strassburgs an das Königreich Frankreich den Titel einer Druckerei des Königs und des Bistums sowie das Vorrecht, eine Zeitung in französischer Sprache zu drucken (1699). Es befand sich nacheinander in der Rue du Vieux Marché aux Poissons, der Rue du Bouclier, der Rue des Pucelles und zog schliesslich in die Rue des Juifs, wo der Firmensitz bis in die 1980er Jahre blieb.
Im Jahr 1871 wurde sie zur Strassburger Druckerei & Verlagsanstalt, bevor sie 1918 in « L’Imprimerie Strasbourgeoise » umbenannt wurde, ein Name, der später in Istra umgeändert wurde. Als Druckerei, Verlag und Buchhandel erreichte Istra in den 1970er Jahren seine Blütezeit und seit 1958 bestand ein Fabrikbetrieb in Schiltigheim. Gekauft wurde es im Jahr 1997 von der « L'Imprimerie Nationale » und dann, im Jahr 2005, von der Opale-Gruppe, um zwei Jahre später endgültig zu verschwinden.
Die Bibliothèque nationale et universitaire de Strasbourg bewahrt die Spuren dieser reichen Vergangenheit, vor allem durch ihre Plakatsammlung. Das hier vorgestellte Exemplar wurde 1925 zur Feier des 250-jährigen Firmenjubiläums angefertigt.
Das Bild stellt die mächtige Schutzfigur von Gutenberg dar, der einen väterlichen Blick auf die Druckereien richtet. Eine der letzten technischen Neuerungen wird hier hervorgehoben, denn es handelt sich um eine für die damalige Zeit hochmoderne Rotocalco-Offsetmaschine, die zwei Farben gleichzeitig drucken kann. Dieses Ausstellungsplakat ist das Kunstwerk von Jean Jacoby (1891-1936), einem Maler luxemburgischer Herkunft, der eine sehr herausragende Stellung auf dem Gebiet des sportlichen Zeichnens (er gewann zweimal die Olympiade der Zeichner) und eine führende Stellung als Zeichner bei der Imprimerie Istra bekleidete. Während seiner Tätigkeit als Leiter der Illustrations-Werkstatt der Druckerei, der er gerade erst angetreten war, starb er überraschend im Alter von 45 Jahren.
Autor : C. Ulrich (Text veröffentlicht in : Trésors des Bibliothèques et Archives d’Alsace, unter der wissenschaftlichen Leitung von Rémy Casin, Jean-Luc Eichenlaub, Bernadette Litschgi, Claude Lorentz, Laurent Naas et Mathilde Reumaux, Éditions La Nuée Bleue / Éditions du Quotidien, in Co-Publikation mit dem Verein « Coopération régionale pour la documentation et l’information en Alsace », Strasbourg, 2017)
Bibliothèque nationale et universitaire, M. AFFICHE. 531
Jean Jacoby, Imprimerie strasbourgeoise... : 1675-1925 : la plus ancienne et toujours la plus moderne, 1925